Seit Goethes Farbenlehre, Schopenhauers Erkenntnissen zur ‚partitiv geteilten Tätigkeit der Retina‘, Chevreuls Untersuchungen zum Simultankontrast und Herings Opponententheorie stehen die sogenannten „Gegenfarben“ im Fokus auch jeder neueren Farbenlehre. Dies gilt nicht nur hinsichtlich der Physiologie des Farbsehens, sondern auch bezüglich psychologischer Aspekte unserer Anschauung. Grundlegend hierfür ist die Auffassung von Farbe als eine paarige Polarität aus stufenartiger Genese sowie die Anschauung der axialen Tonstruktur als Mannigfaltigkeit mit differenzierter Ausdrucks-Charakteristik, wie sie uns bereits Heimendahl in seiner „Farbenordnung als polar-komplementärer Stufenprozess“ anschaulich vorstellte (Heimendahl: Licht und Farbe. Berlin 1961).
Dabei drängt sich aber stets auch die Frage auf, wie repräsentativ derartige Charakteristika sein können. Zur Beantwortung werden elementar-ästhetische Urteile der Workshop-Teilnehmer zur axialen Charakteristik eingeholt, bevor ihnen der Autor schließlich eigene Untersuchungen zur Seite stellt (Bendin, Zur Farbenlehre. Dresden 2010).