Biographie Prof. Dr. Susanne Marschall

Susanne Marschall
Susanne Marschall hat den Lehrstuhl für Film- und Fernsehwissenschaft am Institut für Medienwissenschaft der Eberhard Karls Universität Tübingen inne. Sie ist Direktorin des dortigen Zentrums für Medienkompetenz sowie Sprecherin des neu gegründeten Tübinger Forschungszentrums für Animation. Sie studierte Deutsche Philologie, Komparatistik und Philosophie in Köln und Mainz und promovierte als Stipendiatin im DFG-Graduiertenkolleg „Drama und Theater als Paradigma der Moderne“ über Tanz und Körperdiskurse im Drama der Jahrhundertwende (TextTanzTheater, 1996). Sie lehrte und forschte nach der Promotion am Seminar für Filmwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und habilitierte sich dort mit einer Forschungsarbeit zur Bildästhetik des Kinos (Farbe im Kino, 1. Aufl., 2005, 2. Aufl. 2009). 2003 erhielt sie den Lehrpreis für exzellente Leistungen in der Lehre, 2012 wurde sie von der Zeitschrift Unicum zur Professorin des Jahres 2012 gewählt. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Farbe, Licht und Bildkomposition im Film, zur Bildsymbolik im interkulturellen Vergleich, zum indischen Kino, zu TV Serien, Tanzgeschichte und Schauspielkunst, Dokumentarfilm, Wahrnehmungstheorie und Emotionsforschung, Mythentheorie und moderner Poetik. Autorin (gemeinsam mit R. Bieberstein und K. Schneider) der Filmdokumentation Lotte Reiniger – Tanz der Schatten (2012, Universität Tübingen, EIKON Südwest, arte). Ihre aktuell zentralen Forschungsschwerpunkte sind Licht, Farbe und Bildgestaltung im Film, die indische Film- und Medienkultur sowie das weite Feld der Animation.

Biographie Prof. Dr. Achim Mittag

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Achim Mittag, geb. 1958; 1988/89 Promotion bei H. Schmidt-Glintzer in München; 1986-1994 Wissenschaftlicher Assistent; 1994-2005 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Lehrtätigkeit und Professurvertretung in Bielefeld, Leiden, Marburg, New York, Essen. Seit 2005 Professor für Chinesische Sprache, Literatur und Philosophie an der Universität Tübingen; Forschungsschwerpunkt: Chinesische Historiographie und historisches Denken in China. Wichtige Publikationen: Historical Truth, Historical Criticism, and Ideology. Chinese Historiography and Historical Culture from a New Comparative Perspective (Hrsg., mit H. Schmidt-Glintzer u. J. Rüsen; 2005); Conceiving the "Empire". China and Rome Compared (Hrsg., mit F.-H. Mutschler; 2008).

Abstract: Love, Passion and All-Under-Heaven: Die Ordnung der Farben in Zhang Yimous Hero

Der namenslose Held in Zhang Yimous Hero (2003) trägt Schwarz, während er dem Kaiser die Vorgeschichte eines geplanten Attentats erzählt, das von ihm schließlich doch nicht ausgeführt werden wird. Wie in dem japanischen Film Rashomon von Akira Kurosawa aus dem Jahr 1950 fächert sich diese Vorschichte in widersprüchliche Varianten auf, die allerdings anders als in dem filmhistorisch bedeutenden Vorbild nur von einem Erzähler vorgetragen werden: dem namenslosen Helden und Attentäter höchstselbst. Die einzelnen Geschichten unterscheiden sich nicht nur im Inhalt, sondern vor allem auch in den Farben der Mise en Scène, der Kostüme und des Lichts, das auf die Figuren fällt.

Zhang Yimous Hero handelt von der schillernden Wahrheit, die sich dem Zugriff des Menschen prinzipiell entzieht, und konfrontiert ein globales Publikum zugleich mit den emotionalen Wirkungen fast monochrom leuchtender Farbflächen. Die bunten Farben der einzelnen Sequenzen scheinen sich in dem schwarzen Gewand des namenlosen Helden wie in der subtraktiven Farbmischung zu überlagern, bis sie ausgelöscht sind. Viele Zuordnungen, zum Beispiel die glühend roten Inszenierungen der Eifersuchtsszenen sind international unmittelbar zu verstehen. Zugleich ist die Farbensprache des Films Hero zutiefst in der chinesischen Kultur verankert. Sie verweist auf das traditionelle Farbkonzept der Fünf Wandlungsphasen, das Bestandteil der chinesischen Philosophie des korrelativen Denkens ist. Der Vortrag nähert sich dem Thema der Farbdramaturgie und der kulturspezifischen Symbolsprache der Farben aus filmwissenschaftlicher und sinologischer Perspektive und fächert die konkurrierenden Interpretationsmöglichkeiten von Hero am Beispiel ausgewählter Szenen auf.